Kritik „Sisi” von Karen Duve
Was war das letzte Buch, was ihr 2022 beendet habt? Bei mir war es „Sisi“ von Karen Duve .
Es ist schon eine kleine Tradition geworden Weihnachten nicht nur die alten Sisi-Filme aus dem 50ern mit Romy Schneider zu sehen, sondern auch neue Bücher über sie zu lesen. Als Sisi-Liebhaberin und Historikerin ist es manchmal gar nicht so einfach gute zu finden, entweder sind sie historisch ungenau, romantisiert, verkitscht oder alles auf einmal.
Da mir dieses Buch oft empfohlen wurde und es all das nicht beinhalten sollte, habe ich es zusammen mit Lisa @the.literarycorner gelesen und was soll ich sagen, ich wurde bitter enttäuscht.
Besonders der Anfang ist zäh, da man Mitten ins Geschehen geworfen wird und die Schilderungen sehr oberflächlich sind. Seiten über Seiten wird nur das Äußere der Kaiserin und ihrer Hofdamen beschrieben. Nur dünne Personen seien etwas wert die reich sind und welche die schöne Kleider tragen.
Ich hätte das Buch da eigentlich abgebrochen, weil es zudem langweilig war und die Kaiserin, die einen komplexen Charakter besaß, sehr eindimensional dargestellt wurde. Natürlich unterlag sie einem Schönheitswahn und war sehr eitel, aber sie war so viel mehr.
Es entwickelt sich keine wirkliche Handlung, hat zu viele Figuren und die Erzählung erstarrt in seiner beobachtenden Haltung. Der lakonische Tonfall verhindert zudem eine Identifikation mit der Monarchistin und der explizite Fokus, auf den von der Kaiserin so geliebten Reitsport ist zudem auch eher etwas für Liebhaber.
Man braucht viele Seiten, um das Konstruktionsprinzip von „Sisi“ zu verstehen und die verschiedenen Ebenen des Textes auseinanderzuhalten, um auch gute Seiten zu entdecken, wie die interessanten Perspektiven. Eine genauere Historizität, gute Recherchearbeit, die nicht romantisierte Darstellung Sisis, die ungewöhnliche Erzählweise, dass man Neues lernt, Sisi aus der Sicht ihres Umfeld kennenlernt und der satirische Blick auf die eitle Hofgesellschaft sei positiv hervorzuheben.
Aber es überwiegen für mich die negativen Seiten und daher kann ich keine Empfehlung aussprechen. Wirklich sehr schade.
Als Hörbuch wurde ich es gar nicht empfehlen, da die beobachtende Erzählweise große Langeweile erzeugt und man beim Lesen gut skippen könnte, was beim Hörbuch nicht geht. Zudem entgeht einem so, was Zitate sind und was aus der Fantasie der Autorin entspringt, die im Buch hervorgehoben sind und zum Verständnis beitragen.
Wie hat es euch gefallen ?