Rezension: „Regen“
Ferdinand von Schirach, bekannt für seine Justizgeschichten und autobiografischen Erzählungen, kehrt mit „Regen. Eine Liebeserklärung“ zu den existenziellen Lebensthemen zurück, die seine Werke prägen: Schuld, Vergebung, Reue und Strafe und die Ambivalenz dieser Themen. Im Mittelpunkt der Erzählung steht ein Mann, der in einer Bar einen introspektiven Monolog über diese Themen hält, angestoßen durch ein Tötungsdelikt, der er als Schöffe erlebte.
Der tiefgründige Monolog des Namenlosen Erzählers reflektiert nicht nur das Unvermögen, sich selbst zu vergeben, sondern auch die innere Qual eines Schriftstellers, der seit 17 Jahren nicht mehr schreibt. Schirachs Protagonist ist ein gebrochener Mann, dessen einziges Buch durch einen Druckfehler entstellt wurde, und der sich schuldig fühlt am plötzlichen Tod seiner Geliebten.
Verbunden wird der tiefgehende emotionaler Kontext mit der Kritik an der modernen Gesellschaft durch einen überzogenen Blick auf den „durchschnittlichen Menschen“. Zudem versucht Schirach, in dieser kurzen Erzählung viele Themen zu berühren. Von der Erwähnung literarischer Größen wie Hemingway und Goethe bis hin zu Reflexionen über das Schreiben selbst. Dies wird durch ein folgendes Interview in der Süddeutschen Zeitung verstärkt. In dem wir vieles über Schirach, seine Motive und dem Mann hinter den Büchern erfährt. Dabei kommt auch besonders gut der herrlich trockene und sarkastische ton Schirachs heraus.
Fazit:
„Regen. Eine Liebeserklärung“ ist ein inspirierender und persönlicher Theatermonolog, der mit Schirachs gewohnter introspektiver Schreibweise beeindruckt und leider viel zu kurz war .
*Rezensionsexemplar
Bibliographische Angaben:
Autor: Ferdinand von Schirach
Genre: Belletristik
Verlag: Luchterhand
Erscheinungsdatum: 23. August 2023
ISBN: 978-3-630-87738-9
Seiten: 112, 20 Euro