Zeitreise in die 20er Jahre
Ich habe heute das erste Buch 2020 beendet und zwar „Himbeeren mit Sahne im Ritz“ von Zelda Fitzgerald, aus dem Englischen von Eva Bonné. Natürlich spielt es in den 1920ern. Wie könnte ich das neue Jahrzehnt besser literarisch beginnen als mit einem Buch aus dem letzten goldenen Zeitalter? Damit habe ich gleich schon zwei meiner bibliophilen Vorsätze erfüllt, „mehr Klassiker von Autorinnen zu lesen“ und Klassiker im Zuge des Klassikercamps von der lieben Leseverliebt zu lesen.
In den elf Geschichten des Romans geht es um moderne, extravagante, eigensinnige junge Frauen, um Heldinnen, die ihre Träume erfüllen wollen, sich durchsetzen und mit der Liebe und dem Erfolg jonglieren. Sie versuchen sich selbst zu verwirklichen, zerbrechen aber oft an den Männern und der Gesellschaft.
Zelda erzählt von Liebe, Selbstinszenierung, Partys, Reichtum, von Trugbildern, dem gesellschaftlichen Druck, von den wenigen Möglichkeiten der Frauen und so viel mehr. Die kluge Beobachterin und unkonventionelle Autorin bildet ausgezeichnet das gesellschaftliche Bild, die schillernden Roaring Twenties, klar und eindringlich da, sowohl den Glanz und Glamour als auch die Versuchung und Täuschung.
Man kann quasi den Rauch der Zigaretten riechen, den Stoff der goldenen Kleider auf der Haut spüren, die mitreißende Musik im Ritz hören und den Champagner auf der Zunge schmecken.
Alles schildert Zelda sehr atmosphärisch sowie bildhaft, mit Leichtigkeit, Humor, großer Ironie und auch herzzerreißender Wehmut. Die innere Zerrissenheit der Frauen und das Problem nach außen hin die Fassade wahren zu wollen, wird wunderbar beschrieben.
Ich war völlig vom Zeitgeist gefangen und verlebte einige Stunden in den vergangenen 20ern. Besonders hat mich auch die Biographie von Zelda Fitzgerald berührt, das lässt einen nicht so schnell los.
Bibliographische Angaben
Titel: Himbeeren mit Sahne im Ritz
Autorin: Zelda Fitzgerald
Verlag: Manesse 2016
Preis: 10,00 Euro
Seiten: 224 Seiten