Belletristik

Rezension Reallife

Der Roman „Reallife“ von Brandon Taylor aus dem Piper Verlag, beleuchtet aufwühlend das Leben eines schwarzen, homosexuellen Studenten, der aus prekären sozialen Verhältnissen stammt und seines versteckt rassistischen Freundeskreises.

Inhalt:


Ein Spätsommerabend bei Freunden, man plaudert und sagt: Wallace könne froh sein, es als einziger Schwarzer an der Uni zum Biochemie-Doktoranden gebracht zu haben. Selbst die, die ihm angeblich nahestehen, sehen oft nicht mehr als die Farbe seiner Haut. Als sein Vater stirbt, brechen die Erinnerungen über Wallace herein: an eine Kindheit in Alabama, die ihrem Elend nicht gewachsene, trinkende Mutter und den kühlen, seltsam unbeteiligten Vater. All das hat Wallace hinter sich gelassen. Doch noch immer spürt er die Kluft der Scham, die ihn von seinen Freunden trennt. Und nicht zuletzt von Miller, mit dem er eine heimliche Affäre beginnt.

Meinung:

Das Buch ist sprachgewaltig und es wird großartig der Süden der USA heraufbeschwört. Außerdem schildert der Autor emphatisch die Problematik des Rassismuses.
Dabei erhält man viele Einblick in die Persönlichkeit und Lebenswelt von Wallace und blickt bis in die hintersten Ecken seines Bewusstseins. So lebt er als Schwarzer in einem überwiegend weißen Umfeld und ist den ständigen Mikroaggressionen und offenkundigen rassistischen Beleidigungen ausgesetzt. 

„Da gibt es einen Ort im Herzen eines jeden weißen Menschen, an dem Rassismus wächst und gedeiht, keine weite, offene Ebene, nur ein kleiner Riss. Mehr braucht es nicht.“

Auch das Beziehungsgefüge der Clique steht im Mittelpunkt. Sie scheinen alle darauf zu warten, dass das richtige Leben, das „Real Life“, endlich beginnt. Dabei bemerken sie nicht, wie unterschiedlich ihre Startchancen dabei sind und wie versteckt rassistisch sie sind. Z.B. wird Wallace unterstellt seinen vermeintlichen Opferstatus auszunutzen, weil er Schwarz und homosexuell ist. Es geht auch um Missbrauch, Essstörung, Homosexualität, Depression und Rassismus, Armut und Mobbing und man müsste definitiv diverse Triggerwarnungen aussprechen.
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Was jetzt alles nach sehr schwerem Stoff klingt, hat zwar auch recht, aber es wird mit dem melancholisch-leichten Humors aufgelockert und so wird auch die Stimmung eines schönen Spätsommerwochenendes vermittelt.

Fazit:
Ein wichtiges, feinfühliges und sprachgewaltiges Debüt, das mit dem privilegierten weißen Amerika und seinem Rassismus abrechnet und die Lebensängste und Probleme junger Menschen überzeugend behandelt.

*Werbung, Rezensionsexemplar

Bibliographische Angaben:

Verlag: Piper

Erschienen am 03.05.2021

Übersetzt von: Eva Bonné

352 Seiten,

Hardcover mit Schutzumschlag

ISBN 978-3-492-05958-9

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